Burnout wahrnehmen – bei sich und anderen
Den schleichenden Prozess rechtzeitig erkennen
Burnout ist ein Thema, über das in den Medien viel geschrieben wird. Da mir in den letzten Monaten einige Menschen im nahen Umfeld mit Burnout begegnet sind und ich auch in Seminaren hin und wieder hinter vorgehaltener Hand gefragt werde „Sagen Sie mal – wie merke ich eigentlich, in welcher Phase ich gerade bin“, möchte ich darüber schreiben, wie man einen Burnout wahrnehmen kann. Da Betroffene oftmals nicht mehr dazu in der Lage sind, möchte ich Sie sensibilisieren, als Außenstehende (Familienmitglied, Vorgesetzte, Kollegen) eventuelle Veränderungen eines Betroffenen/einer Betroffenen wahrzunehmen. Dadurch besteht die Chance, dass der oder die Betroffene nicht erst die letzte Stufe des Burnouts erreichen muss bis professionelle Hilfe in Anspruch genommen wird.
„Mit Burnout-Syndrom oder Burn-out ( engl. burn out ‚ausbrennen‘) wird ein Zustand bezeichnet, der von psychischer und physischer Erschöpfung gekennzeichnet ist“, beschreibt Wikipedia das Syndrom. Betroffen sind vorwiegend Menschen, die in sozialen Berufen, z. B. als Arzt, Krankenschwester, Erzieher oder Lehrer tätig sind. Oder Menschen, die in ihrem Beruf einem starken Leistungsdruck unterliegen, z. B. Führungskräfte, Selbständige, Agenturmitarbeiter. Aber auch ein schlechtes Betriebsklima, soziale Konflikte, hohe Arbeitsanforderungen und fehlende Anerkennung können Auslöser für einen Burnout sein. In jeder Branche können perfektionistisch veranlagte Menschen, die am liebsten die Kontrolle behalten, alles selbst machen und sich schwer tun, Arbeit zu delegieren, betroffen sein. Der oder die Betroffene versucht durch eine Steigerung der Leistung den Anforderungen gerecht zu werden. Die Zeit zur Regeneration wird knapper und reicht irgendwann nicht mehr aus. Ein schleichender Prozess beginnt.
Lesen Sie hier die 12 Phasen des Burnout nach Herbert Freudenberger:
- Zwang sich zu beweisen
Starker Ehrgeiz für berufliche Ziele. Leistungsgrenzen werden nicht wahrgenommen. - Verstärkter Einsatz
Steigerung der Anstrengung bei ausbleibenden Erfolgserlebnissen. Überstunden steigen. Gefühl der Unentbehrlichkeit. - Vernachlässigung eigener Bedürfnisse
Vernachlässigung von Familie und Freunden. Ungesunde Ernährung, Schlafmangel und Rückgang von Freizeitaktivitäten. - Verdrängung von Konflikten
Termine werden vergessen. Dadurch entstehende Konflikte werden verdrängt. - Umdeutung von Werten
Eigene Bedürfnisse werden zugunsten der Arbeit in den Hintergrund gedrängt. Beziehungsprobleme können auftreten. - Leugnung von Problemen
Der Körper sendet erste Warnsignale, die ignoriert werden. Soziale Kontakte werden als anstrengend empfunden und vernachlässigt. - Rückzug
Der Betroffene schottet sich ab. Interesse an der Arbeit lässt nach. - Verhaltensänderung
Das bisher bekannte Verhalten ändert sich. Der/die Betroffene wirkt aggressiv, intolerant und launenhaft. - Verlust des Gefühls für die eigene Persönlichkeit
Man hat sich von Familie und Freunden weit entfernt und erlebt sich selbst verändert. „Re-aktion“ anstatt Aktion. Ausgleich und Entspannung zu finden gelingt immer weniger. - Innere Leere
Antriebskraft und Motivation sind reduziert. Hoffnungslosigkeit, innere Leere und Ängste machen sich breit. - Depressionen
Gefühl totaler Erschöpfung. Erkenntnis, dass man sich selbst nicht mehr helfen kann. Verzweiflung und Suizidgedanken können auftreten. - Burnout
Völlige Erschöpfung. Geschwächtes Immunsystem. Symptome wie Verspannungen, Kopfschmerzen, Schlafstörungen und Verdauungsprobleme treten auf. Ein Gefühl von Leere und Sinnlosigkeit stellt sich ein.
Jeder Mensch ist individuell, deshalb können die hier beschriebenen Phasen auch variieren. Wichtig ist, dass wir es erst gar nicht so weit kommen lassen. Wer viel Stress hat kann sich vorsorglich informieren und präventiv vorbeugen. Die wichtigsten Fähigkeiten, die Gefahr eines Burnouts rechtzeitig wahrzunehmen, sind die Wahrnehmungsfähigkeit und die Distanzierungsfähigkeit , auf die ich an dieser Stelle gerne eingehen möchte.
Wenn wir unsere Wahrnehmungsfähigkeit schulen, sind wir in der Lage körperliche, geistige und seelische Veränderungen frühzeitig wahrzunehmen. Gedanken und Gefühle äußern sich über den Körper. Empfinden wir Ärger, können unsere Mitmenschen dieses Gefühl über unsere Körpersprache wahrnehmen. Empfinden wir dagegen Freude, dann drückt unser Körper dies durch eine offene und gelöste Körperhaltung aus. Durch die geschulte Wahrnehmungsfähigkeit nehmen wir Gelöstheit oder Verspannung in unserem Körper wahr. Wir spüren auch, was uns gut tut oder welche Aktivitäten oder Stress verursachenden Auslöser weniger gut für uns sind und können aktiv eine Änderung herbeiführen.
Die Distanzierungsfähigkeit versetzt uns in die Lage, uns und unser Leben aus einer anderen Perspektive zu beobachten. Ein Perspektivwechsel zeigt uns, was gut läuft oder was korrigiert werden sollte und eröffnet uns die Möglichkeit, Dinge konkret anzugehen nachdem wir sie erkannt haben.
Mit der Schulung dieser beiden Fähigkeiten stärken wir unsere Selbstregulation, d.h. wir nehmen selbst konkret Einfluss auf unser Wohlbefinden, indem wir die Bedingungen dazu herstellen. Auch das Entlarven der persönlichen Stressoren und eine Haltungsänderung gegenüber Stress verhelfen uns, gelassener in stressigen Situationen zu bleiben. Ganz nach dem Sprichwort „Vorbeugen ist besser als heilen“, nehmen wir selbst Einfluss auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden.
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